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Rundbrief
  Rundbrief Nummer 56  
San Francisco, den 25.09.2005
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Abbildung [1]: Der "Gouvernator" schaut bei Yahoo! vorbei

Michael Mitte August kam unser (hust!) geliebter "Gouvernator" Arnold Schwarzenegger auf einen Besuch in der Yahoo!-Cafeteria vorbei. Ich hatte mich in der Frühe schon gewundert, warum ein Teil der Parkgarage abgeriegelt war, aber das war wohl, damit der berühmte Herr durch den Hintereingang in die Cafeteria gelangen konnte, wo ein Haufen Yahoo!'s schon auf ihn wartete.

Er hat zwar wieder nur den alten Schmäh erzählt, dass er als armer Bursch anno dazumal nur mit seinem Body-Buildingwissen ausgerüstet in die USA gekommen ist und der American Dream und blablabla. Von politischen Themen wurden nur die angenehmen angekratzt, aber es war ja ein Spaßbesuch und lustig war's in der Tat.

Abbildung [2]: Arnie mit dem Yahoo!-CEO Terry Semel

Mein Cubicle-Nachbar hatte eine teure Spiegelreflexkamera dabei, ließ dieselbe bei mir in der Cafeteria, als er noch mal zurück ins Büro musste. Später konnte er allerdings wegen den Sicherheitsbestimmungen (Überfüllung der Cafeteria) nicht mehr zurück, so ein Pech! Also habe ich mir einfach das Teil geschnappt, ein bisschen mit den ISO-Einstellungen und dem Fokus gekämpft, aber einige Bilder sind tatsächlich ganz gut geworden.

The Daily Show

Abbildung [3]: Jon Stewart in der "Daily Show"

Michael Dass man in den USA keine Fernsehnachrichten mehr ansehen kann, haben wir schon erwähnt. Der Sender "Fox" ist das Sprachrohr des Propagandaministeriums von George W. Bush. Und der ist den meisten Amerikanern, mit denen ich regelmäßig verkehre, zunehmend peinlich. Der früher recht objektive Sender CNN berichtet letzterdings seltsam einseitig. Und die lokalen Sender bringen keine Weltnachrichten, sondern Lokalquatsch, Wetter und Sport. Der Irakkrieg interessiert diese Redaktionen fast nur dann, falls mal wieder ein Soldat aus dem Landkreis umgekommen ist.

Da die meisten Amerikaner politische Informationen nicht aus der Zeitung beziehen, sondern statt dessen die Glotze laufen lassen, bestimmen die bekanntesten Sender die politische Haltung im Land. Im Medium Fernsehen sagt ein Bild oft mehr als tausend Worte. Kaum jemand verinnerlicht deswegen politische Inhalte. Kaum erscheint aber Bush wie nach dem Disaster in New-Orleans in aufgekrempelten Hemdsärmeln, weiß jeder: Der Mann tut was.

Es gibt zwar durchaus Radiosender wie NPR, die tiefsinnige politische Analysen ausstrahlen und Fernsehsendungen wie "News Hour with Jim Lehrer" auf KQED, die politischen Themen auf den Grund gehen. Aber da in Amerika bei komplexeren Stories nur eine kleine Minderheit länger als 30 Sekunden bei der Stange bleibt, steht diesen Politsendungen nur ein Nischenmarkt offen.

Doch es hat sich etwas getan: Statt ernsthaft gesprochener Nachrichten (die eigentlich lächerlich sind) gibt es jetzt eine lustige Sendung auf dem Kanal "Comedy Central", die Leute mit Verstand jetzt tatsächlich stattdessen ansehen: "The Daily Show" mit Jon Stewart.

In den ersten paar Sekunden der Sendung erscheint so eine Art Nachrichtenstudio, aber wenn der Moderator während der hämmernden Einleitungsmusik scheinbar beflissen, aber wie ein Dreijähriger auf seinem Block zu kritzeln beginnt, wird schnell klar, dass es sich um eine Veralberung handelt. Und dennoch: Das ist momentan fast die einzige Sendung im amerikanischen Fernsehen, die klar feststellt, dass die amerikanische Außenpolitik momentan nicht so gut ankommt und Bush nicht der Schlaueste ist. Es kommen hochrangige Gäste aus der Politik und geben interessante Interviews.

Wenn mal wieder ein stark religiös angehauchter Ultrakonservativer im Senat Unsinn von sich gibt und das Haus tobt, kommt das selten in den Fernsehnachrichten. Doch falls es komisch ist, läuft es garantiert in der Daily Show, und so erfährt zumindest eine humorinteressierte Minderheit von dem Kasperltheater, trotz der Zensurversuche der etablierten Sender.

Auch fast alle meine Arbeitskollegen sind heiße Fans der Sendung, die am Mittagstisch eifrig diskutiert wird. Eigentlich schien ja die Late-Night-Programm-Szene auf Jahre hinaus abgekartet: Dass David Letterman noch ewig weitermacht, ist klar, und Jay Leno werkelt auf dem Konkurrenzkanal noch 5 Jahre und wird dann von Conan O'Brien abgelöst. Aber plötzlich kam auf dem Unter-Ferner-Liefen-Kanal "Comedy Central" (der übrigens auch die Serie "South Park" aus der Taufe hob) der unbekannte Jon Stewart daher und rollte die ganze Szene auf. Die Sendung kann man nicht mit lahmarschigen Erzeugnissen wie Letterman oder Leno vergleichen, Jon Stewart ist hammerhart und schlau obendrein. Jeder redet über die Show, und besonders in Kreisen, die mit der Regierung nichts mehr anfangen können, stößt sie auf gigantischen Zuspruch. Man erfährt, was in der Welt los ist, und lachen kann man obendrein. Perfekt.

Und wenn dann ein Reporter in New York ausprobiert, ob man dort jemand in Nazi-Uniform mit dem Hitlergruß ein Taxi anhalten kann, dann ist das superlustig! Es hat übrigens nicht funktioniert, kein Taxi hielt an und Passanten zeigten dem maskierten Reporter den Stinkefinger. Alles legal, in Amerika garantiert immer noch das erste Amendment der Verfassung das Recht auf freie Meinungsäußerung.

Abbildung [4]: Feldversuch in der "Daily Show": Kann man in New York ein Taxi mit dem Hitlergruß anhalten?

Angelika In Deutschland hat ja mittlerweile auch schon jedes Geschäft sein eigenes Bonusprogramm. Kauft der Kunde etwas, werden Bonuspunkte auf Chipkarten gebucht, die dieser dann später einlösen kann. Als ich kürzlich bei einem Deutschlandbesuch etwas in einer Apotheke kaufte, bekam ich glatt verschieden farbige Plastiktaler ausgehändigt und dazu einen Prospekt, der erläuterte, wieviele Taler ich brauche, um beispielsweise eine Packung Tempos umsonst zu erhalten. Amerikanische Verhältnisse!

Hier in den USA braucht man ja schon ein eigenes Portemonnaie, um dem Ganzen Herr zu werden. Denn nicht nur jeder Supermarkt händigt Clubkarten für künftig zu erwerbende Sonderangebote aus, sondern auch der Kaffeeladen um die Ecke lockt mit Stanzkarten. Bei zehn ausgestanzten Löchern, d.h. zehn bezahlten Kaffeegetränken, gibt es das nächste umsonst. Die Absicht ist natürlich, den Kunden an den eigenen Laden zu binden. Die Supermarktkarten erlauben darüber hinaus, das Kaufverhalten des Kunden zu studieren oder ihn später gezielt zu bewerben. Datenschutz wird in Amerika weniger ernst genommen als in Europa.

Mir sind diese Kärtchen mittlerweile nur noch lästig, denn ich vergesse sie andauernd, weil ich nicht ständig mit einem superschwerem Portemonnaie herumlaufen will. Um so mehr liebe ich deshalb Läden wie "Trader Joe's". Diese ungewöhnliche Supermarktkette händigt weder Clubkarten aus noch gibt es in dem Laden ein einziges Sonderangebot.

Ein fast schon revolutionäres und gleichzeitig unamerikanisches Konzept. Das Firmenmotto ist: "Trader Joe" bietet immer alles zu Tiefstpreisen an. Deutsche Touristen staunen in amerikanischen Supermarktketten wie "Safeway" immer, wie breit die Gänge dort sind und welches Überangebot an Waren (z.B. im Gang mit den verschiedenen Cornflakes-Sorten) dort herrscht.

"Trader Joe's" wartet in kleineren Läden in oft abgelegeneren Gegenden in schmalen Gängen mit einem begrenztem Sortiment auf. Waren tragen oft keine Markennamen, sondern das Label "Trader Joe's". Auch die typischen amerikanischen Großpackungen sucht der Kunde vergeblich. Eine Flasche Bier kostet genau ein Sechstel eines Sixpacks.

Das Sortiment lässt europäische Herzen höher schlagen: europäische Käsesorten zu vernünftigen Preisen, exklusive Weine, gutes Olivenöl, tolle Schokolade z.B. von Droste, Fruchtsäfte ohne Zuckerzusatz, Chips ohne Farbstoffe und künstliche Geschmacksverstärker, Eier von glücklichen Hühnern, ungeschwefelte getrocknete Früchte sowie diverse Bioprodukte, die das Ökoherz erfreuen.

Die Waren werden nur in Papiertragetüten verpackt. Auf die Frage "Paper or plastic?" wartet ihr vergeblich beim "Trader". Und auch über unsere riesige blaue Plastikwanne, die wir immer mitbringen und in die wir unsere Waren zum Transport packen, rümpft keiner die Nase. Die meisten Kunden packen ihre eingekauften Sachen selber ein. Das scheint irgendwie ein ungeschriebenes Gesetz in amerikanischen Alternativläden zu sein. Probiert das aber nicht in einem normalen Supermarkt, das könnte euch böse Blicke von den Kassierern einhandeln, die dann denken, sie wären nicht schnell genug.

Abbildung [6]: Kaffee der Hausmarke "Trader Joe's"

Vollzeitangestellte erhalten beim "Trader Joe's" Krankenversicherung und die Firma zahlt Beiträge in eine Betriebsrente ein, obwohl die Mitarbeiter nicht gewerkschaftlich organisiert sind. Interessanterweise gehören nämlich in Amerika viele Angestellte in Supermarktketten wie Safeway der Gewerkschaft an und arbeiten unter ausgehandelten Gewerkschaftsverträgen. Das führt meist zu besseren Stundenlöhnen und sozialer Absicherung (sprich Krankenversicherung). Wenn ihr also von streikenden Safeway-Mitarbeitern hört, geht es darum, dass die Verträge neu ausgehandelt werden und meist erbitterte Kämpfe um die Leistungen wie Krankenversicherung entfachen. Die Stundenlöhne sollen beim "Trader Joe's" übrigens höher sein als bei Supermärkten, die unter Gewerkschaftsverträgen zahlen.

Ein gewisser Joe Coulombe gründete "Trader Joe's" in Südkalifornien. Er war stolzer Besitzer einer kleinen Lebensmittelladenkette, den "Pronto Markets" und musste in den späten 60er Jahren einen Weg finden, sich gegen die zunehmende Konkurrenz von 7-Eleven-Läden durchzusetzen. So beschloss er, seine Läden mit Feinkostartikeln und guten Weinen zu erschwinglichen Preisen aufzupeppen -- das war die Geburtsstunde von "Trader Joe's". In den späten Siebzigern verkaufte er alles und dreimal dürft ihr raten an wen: Theo Albrecht, einen der deutschen Aldi-Brüder. Während es an der Ostküste Amerikas schon Aldi-Läden gibt, sind sie in Kalifornien unbekannt. Von außen sieht man der Kette Trader Joe's ihre Aldi-Zugehörigkeit jedoch überhaupt nicht an, das käme bei der eher alternativen Kundschaft wohl nicht so gut an.

Abbildung [7]: Rainbow Groceries

Der politisch-überkorrekte Ökofreund geht in San Francisco allerdings zum "Rainbow", denn schließlich handelt es sich beim "Trader Joe's" um eine Kette mit mittlerweile über 200 Läden in den USA. Michael behauptet immer, dass man beim Rainbow nur einkaufen kann, wenn man mindestens ein Piercing oder eine Tätowierung hat und Vegetarier bzw. Veganer oder Alt-Hippie ist.

Der Supermarkt befindet sich im Besitz der Mitarbeiter, die nicht nur den Laden schmeißen, sondern auch gemeinschaftlich bestimmen, welche Produkte verkauft werden. Fleisch sucht ihr vergeblich beim "Rainbow". Anfang der Siebziger, zu San Franciscos Hippie-Zeiten, startete ein in dieser Stadt existierenden Aschram, also eine spirituelle Gemeinschaft -- ihr wisst schon mit Guru und so -- die Rainbow-Bewegung. Es sollte vegetarische, "reine" Lebensmittel zu kaufen geben. Das erste Geschäft wurde von ehrenamtlichen Mitarbeitern - also unbezahlten - geführt. Nach einigen Umzügen befindet sich der Laden jetzt auf der Folsom Street und ist recht groß. Am Anfang dachte ich immer, dass man Mitglied sein müsste, um beim "Rainbow" einzukaufen. Weit gefehlt: Rainbow ist sozusagen ein Ökosupermarkt für jedermann, mit eben der Besonderheit, dass die Mitarbeiter auch die Besitzer sind.

Spendable Amis

Michael Klar, in Amerika herrscht der gnadenlose Kapitalismus. Aber gerade weil jeder weiß, dass Leute ohne Geld nichts zu lachen haben, und auch vom Staat nichts oder nur sehr wenig bekommen, fühlen sich viele Gutverdienende verpflichtet, den Ärmeren etwas zu spenden. Der Deutsche würde da eher sagen "Ich zahl' eh schon so viele Steuern, soll sich der Staat doch mal um die Penner kümmern, eh!", aber hier zeigen viele öffentlich und stolz, dass sie sich auch um die Benachteiligten kümmern.

Bei Yahoo! lief neulich so eine Aktion, armen Kindern zum Schulanfang einen Ranzen mit Inhalt zu schenken, für einen guten Start. Man konnte einen Aufkleber für "Boy" oder "Girl" wählen, einen dementsprechend gestalteten Rucksack kaufen, ihn mit allerlei Schreibmaterial füllen und abliefern. Am Ende der Woche war ein ganzer Turm von Rucksäcken in der Eingangshalle!

Abbildung [8]: Yahoos spendieren Schulkindern Rucksäcke

Abbildung [9]: Die Benzinpreise schnellen nach oben

Vom teuren Benzin brauche ich euch in Deutschland ja eigentlich nichts zu erzählen. Aber in letzter Zeit schnellen hier bei uns im Billigbenzinland die Preise nach oben, dass es einem ganz schwindlig wird. Besonders die Besitzer von Benzinschleudern stöhnen, wenn der Tankwart in seinem Häuserl lacht, weil die Trottel schon zum dritten Mal in einer Woche eine 50-Dollar-Rechnung begleichen.

"Recht so!" sage ich, etwas Besseres hätte gar nicht passieren können. So lernen die Leute wenigstens, dass Zug- und Fahrradfahren gar nicht so dumm ist. Oder die Anschaffung eines "Hybrid"-Fahrzeugs wie dem Toyota Prius, der halb elektrisch und halb mit Benzin fährt. Gerade ist übrigens ein neues Gesetz in Kalifornien durchgekommen, nach dem Fahrer dieser umweltfreundlichen Fahrzeuge sich beim DMV in Kalifornien einen Aufkleber abholen können, mit dem sie dann in den Stoßzeiten (auch ohne Beifahrer!) in der Car-Pool-Lane (Rundbrief 07/2001) auf dem Freeway brausen dürfen.

In Abbildung 9 seht ihr, dass das billigste Benzin zur Zeit $3.25 pro Gallone kostet (0.71 Euro/Liter). Zum Vergleich: Im März-Rundbrief aus dem Jahr 2003 seht ihr, dass das teuerste Benzin damals noch $2.03 (0.44 Euro/Liter) gekostet hat und dass mir das damals schon unverschämt vorkam.

Und Abbildung 10 ist ein kurzer Ausschnitt aus dem Film "Verbrechen und andere Kleinigkeiten" von Woody Allen aus dem Jahr 1989. Innerhalb von 15 Jahren hat sich der Benzinpreis also verdreifacht. Und wegen mir kann's ruhig noch weiter gehen. Ich tanke vielleicht einmal im Monat für $20, obwohl ich jeden Tag 50 Kilometer einfach pendele.

Abbildung [10]: Anno 1989 war die Welt noch in Ordnung: 1 Dollar pro Gallone

Abbildung [11]: Kolibri im Anflug!

Ich bin zwar kein Heinz Sielmann, aber im sonnigen Kalifornien gibt es einige Kuriositäten im Tierreich, die faszinieren sogar mich als Techie. Neulich waren wir in Point Reyes und da wäre ich beinahe während einer Wanderung auf eine sich blitzschnell quer über den Pfad schlängelnde Schlange getreten. Puh, nochmal Glück gehabt.

Wir hatten uns in einem Cottage eingemietet und die Besitzerin hatte zwei Zuckerlwasserbehälter aufgestellt, um die Kolibris der Gegend anzulocken. Ich hatte diese faszinierenden Vögel schon vorher gesehen, aber mir war nie aufgefallen, welchen Höllenlärm deren Flügel machen, wenn man zwei Meter daneben steht. Und die Viecher zoomen so rasend schnell umeinander, dass einem gleich ganz schwindelig wird.

Abbildung [12]: Kolibri schlabbert am Zuckerlwasser

So ein Kolibri ist nur etwa fünf Zentimeter groß, aber bekanntlich segeln sie nicht durch die Luft wie normale Vögel, sondern fliegen auf der Stelle wie ein Insekt. Um bei einem doch nicht unwesentlichen Gewicht still in der Luft zu stehen, müssen sie ihre Flügel so schnell bewegen, dass man nur noch unscharfe Umrisse sieht, wie bei einem Hubschrauberpropeller. Wegen des summenden Geräusches heißen Kolibris auf Englisch "Hummingbirds".

Freakonomics

Abbildung [13]: "Freakonomics" von Steven D. Levitt und Stephen J. Dubner

Neulich habe ich ein Buch verschlungen, das muss ich unbedingt weiter empfehlen. Der geistige Vater von "Freakonomics" ist Steven D. Levitt, ein Wirtschaftswissenschaftler, aber keiner von der gewöhnlichen Sorte. Anders als Millionen von BWL-Studenten, die ohne Gehirnleistung die Grundsätze von Adam Smith nachplappern, geht Levitt Fragen unvoreingenommen und mit wissenschaftlicher Sorgfalt an. Im Buch geht es nicht um Makro- oder Mikro-Ökonomie. Es geht um menschliche, allzu menschliche Reaktionen auf wirtschaftliche Stimuli.

Zum Beispiel beim japanischen Sumo-Wrestling: Bei den jährlichen Meisterschaften müssen die Kämpfer von 15 Kämpfen acht oder mehr gewinnen, um in der Liga zu bleiben. Da liegt die Frage nahe, wie sich typischerweise zwei Kämpfer trennen, von denen der eine bereits auf der sicheren Seite ist (mit acht oder mehr Siegen), während der andere (mit sieben oder weniger Siegen) noch unbedingt Punkte braucht. Wäre es denkbar, dass in solchen Situationen der Bessere mal Fünfe grade sein lässt und den Schwächeren gewinnen lässt? In der Tat, die Analyse der Daten bestätigt diese Hypothese.

Oder was war der Grund für den unerwarteteten Rückgang der Kriminalität in den USA in den 90er Jahren? War es die drastische Verschärfung von Gefängnisstrafen für selbst harmlose Straftaten? Erstaunlicherweise deutet vieles darauf hin, dass vielmehr die Legalisierung der Abtreibung (eine Supreme-Court-Entscheidung namens "Roe vs. Wade") einen wesentlichen Beitrag zur Eindämmung der Kriminalität leistete.

Derlei brisante Folgerungen stoßen natürlich besonders in den erzkonservativen USA auf tumultartigen Widerstand. Aber Levitt ist überhaupt nicht politisch interessiert, er zieht nur Rückschlüsse, die sich anhand von zuverlässigem Zahlenmaterial beweisen lassen.

Ein hervorragend geschriebenes Buch, von einem, der sich nur der Wahrheit verpflichtet sieht, egal, wie unbequem sie auch sein mag. Hut ab.

Bürokratie im Weltraumzeitalter

Nach fünf Jahren läuft ein kalifornischer Führerschein ab und man muss einen neuen beantragen. Das ist eine reine Formsache. Die dafür zuständige Behörde DMV (Department of Motor Vehicles) hat einen recht schlimmen Ruf, dabei ist sie neuerdings gar nicht so trödelig und unorganisiert wie allgemein angenommen. Ich bekam einen Brief per Post, dass ein neuer Führerschein zu beantragen sei, und dies ginge entweder mit einem per Post an den DMV geschickten Formular oder, ganz neu, per Internet. Ich bin ja immer für neumodische Sperenzchen zu haben, und ging zu http://www.dmv.ca.gov , wo ich nicht nur einen Knopf für "Online Drive License Renewal" fand, sondern auch gleich die dem Brief beiliegende Nummer eintippen konnte, flugs bestätigte, dass meine Augen noch einigermaßen in Ordung sind, per Kreditkarte und sicherer Browser-Verbindung $25 zahlte und fertig war der Lack. Ganze drei Tage später kam zu meinem bassen Erstaunen der neue Führerschein per Post. So lass ich mir Behördenkram gefallen!

Abbildung [14]: Die Seite des Department of Motor Vehicles

Mit der Aufforderung zur Führerscheinerneuerung kam übrigens ein Formular mit, um sich als Wähler einzutragen. In Amerika gibt es ja keine Meldepflicht, und wenn jemand in einen anderen Bundesstaat umzieht, beantragt er dort zunächst einen neuen Führerschein. Damit man bei der nächsten Wahl dort wahlberechtigt ist, muss man sich dort als Wähler registrieren und das macht praktischerweise die Kraftfahrzeugmeldebehörde.

Allerdings darf man das nur, wenn man ein amerikanischer Staatsbürger ist. Wir hingegen sind immer noch deutsche Staatsbürger, obwohl die Einwanderungsbehörde uns als "Permanent Resident Aliens" anerkannt hat. Auf dem Formular in Abbildung 15 steht dann auch, dass es strenge Strafen hagelt wenn man falsche Angaben macht.

Abbildung [15]: Das Formular, um sich als Wähler einzutragen

Land unter: Hurrikan Katrina

Angelika Ich habe es ja geahnt: Kommt ein Erbeben, müssen wir uns selbst helfen. Die Bilder und Berichte über das Versagen der amerikanischen Regierung und auch der lokalen Politiker an der amerikanischen Golfküste, Hilfsmaßnahmen nach dem Hurrikan Katrina schnellstmöglich auf den Weg zu bringen, geben mir recht. Von weitreichenenden vorbeugenden Maßnahmen für eine voraussehbare Katastrophe ganz zu schweigen. Selbst Michael lästert nicht mehr über meine Erdbebennotkisten, die unter unserem Bett verstaut sind, und uns mit solchen Dingen wie Wasser, Lebensmitteln, batteriebetriebenem Radio, Erste-Hilfe-Kasten, warmen Klamotten im Falle eines schweren Erdbebens versorgen können (Rundbrief 04/1999).

Auch über unsere Kärtchen, die wir beide im Portmonnaie tragen und die neben Telefonnummer außerhalb Kaliforniens (die Wahrscheinlichkeit ist größer, dass diese funktionieren) den Ort auflisten, wo wir uns treffen, wenn es gewackelt hat und unser Haus nicht mehr bewohnbar ist, macht er sich nicht mehr lustig. Nur meinte er neulich, dass wir noch eine Waffe bräuchten, um unsere Vorräte dann auch verteidigen zu können (haha!). Falls ihr denkt, dass San Francisco auf ein großes Erdbeben vorbereitet ist, hege ich da meine Zweifel. Der Hickhack um die Bay Bridge in San Francisco, die das Loma-Prieta-Erdbeben 1989 beschädigte und die danach nur notdürftig geflickt wurde, lässt Böses ahnen. Es dauerte mehr als 12 Jahre (Frühling 2002), bis schließlich die Baumaßnahmen zur Erdbebensicherung der Bay Bridge begannen.

Die Fertigstellung des neuen Brückenbogens, der Oakland auf halben Weg nach San Francisco mit den Inseln Treasure und Yerba Buena Island verbindet, dauert allerdings noch Jahre. Über die Bay Bridge zu fahren, bleibt weiterhin ein Spiel mit dem Feuer. Unser Bürgermeister Gavin Newsom startete zumindest die 72-Stunden-Kampagne. Plakate und Werbung auf Stadtbussen sollen uns Einwohner von San Francisco ermahnen, uns darauf vorzubereiten, uns im Notfall für 72 Stunden selbst versorgen zu können (siehe meine Erdbebennotkisten in Abbildung 16). Die Webseite www.72hours.org hilft bei den Vorbereitungen weiter. Und wenn alle Stricke reißen, hoffen wir auf eure Care-Pakete aus Deutschland.

Abbildung [16]: Unsere Erdbebennotkisten unterm Bett

Wunderten wir uns nun über das Chaos in New Orleans und Co nach dem Hurrikan? Eigentlich nicht! Michael meinte gleich zynisch, was erwartet man von einer Nation, die vieles nur notdürftig mit dickem, starkem Klebeband ("Duct Tape", Rundbrief 03/2003) repariert und auch sonst eine gewisse Wurstigkeit beim Bauen an den Tag legt. Hauptsache es geht schnell und funktioniert irgendwie. Auch der uneingeschränkte Optimismus der Amerikaner, dass alles schon nicht so schlimm kommen wird, spielte sicherlich eine Rolle. Von den Umweltsünden, die in New Orleans begangen wurden, ganz zu schweigen.

Bei einer Stadt, die unter dem Meeresspiegel liegt und regelmäßig von Hurrikans bedroht wird, dienen die Sumpfgebiete ("wetlands") als wichtiger Puffer für Wind und Wasser. Nur leider verschwanden diese immer mehr, um Bauland zu schaffen. Namhafte Experten meinen deshalb, dass beim Wiederaufbau in New Orleans nicht nur die Dämme zu erhöhen, sondern auch die Sumpfgebiete wiederherzustellen sind. Leider hören wir davon wenig bei den Verantwortlichen, besonders Präsident Bush. Der bestreitet auch, dass es so etwas wie eine Erderwärmung gibt, die zu stärkeren Hurrikans führen kann, da helfen die aufklärenden Artikel in der New York Times und im New Yorker wenig, denn Bush liest bekanntlich keine Zeitung, sondern lässt seine Berater berichten.

Die erhöhten Benzinpreise als Folge des Sturms, weil u.a. die Erdölproduktion in den betroffenen Gebieten brach liegt, sorgen ihn hingegen schon. Und natürlich seine schwindenden Popularitätswerte. Wir glaubten diesen Tag ja nicht mehr erleben zu dürfen, aber die Presse -- selbst Bushs rechte "Propagandaorgane" -- fielen wie nichts Gutes über ihn her. Auch in der Bevölkerung machte sich plötzlich starker Unmut breit: Das reichste Land der Welt schaffte es nicht, seine eigenen Leute (sprich waschechte Amerikaner) aus den Fluten rechtzeitig zu retten und New Orleans verfiel in anarchische Zustände. Das kommt auch bei Konservativen nicht an, so dass Bush das erste Mal in seiner Amtszeit zähneknirschend eingestand, Mist gebaut zu haben.

Vor der angestrahlten Kathedrale St.Louis im French Quarter in New Orleans hielt er eine Rede ans Volk; auch um sein Image aufzubessern. Vor der Liveübertragung erwähnte der Kommentator übrigens witzigerweise, dass das Weiße Haus darauf hinweist, dass die Kathedrale durch eigens eingeflogene Generatoren im hellen Licht erstrahlt, denn in vielen Vierteln in New Orleans fehlte noch der Strom. Man wollte wohl bösen Stimmen vorbeugen, dass der Präsident Ressourcen vor Ort verschleudert, während die Bevölkerung im Dunkeln sitzt.

Die Rede enthielt die üblichen Versprechen der Hilfe zum Wiederaufbau, vor allen Dingen finanzieller Art. Interessant war, dass Bush das Thema der Armut, die in der Rassendiskriminierung verwurzelt ist, aufgriff. Ihr habt die Fernsehbilder gesehen: Hauptsächlich Arme, Alte und Schwarze blieben in New Orleans zurück, also die, die nicht über die Mittel verfügten, die Stadt zu verlassen, sprich weder Auto noch Kreditkarte besaßen.

Das liegt natürlich auch daran, dass die Schwarzen fast 70% der Bevölkerung in New Orleans ausmachen. Aber Schwarze gehören leider überproportional zu der Gruppe der amerikanischen Armen. Die Erwähnung von Schwarzsein und Armsein wirkt aber eher wie ein Lippenbekenntnis von Bush, denn unter seiner Präsidentschaft erhöhte sich der Anteil der Armen. Die Steuersenkungen für die Reichen im Land bei gleichzeitiger Weigerung, den Mindestlohn zu erhöhen, straft seine Worte ebenfalls Lügen. Und obwohl die Amerikaner enorme Summen spenden (wie auch jetzt im Fall des Hurrikans), vertreten noch viele die Ansicht, dass Armut selbst verschuldet sei und staatliche Programme der falsche Weg aus der Misere sind.

Die langsame Reaktion der Bush-Regierung, Hilfe ins Katastrophengebiet zu schicken, wurzelt auch in der Überzeugung der Republikaner, also Bushes Partei, dass dem Staat eine möglichst kleine Rolle im Leben der Amerikaner zukommen sollte. Schon Präsident Reagan prägte den Satz, dass der Staat nicht die Lösung, sondern das Problem ist ("Government is the problem not the solution."). Die angeschlagene Behörde des Katastrophenschutzes FEMA ("Federal Emergency Management Agency"), die unter Cllinton aufblühte und unter Bush verkümmerte, ist das beste Beispiel. Erschwerend hinzukommt, dass Bush gerne Vetternwirtschaft betreibt, d.h. Leute auf Positionen setzt, die mit ihm verbandelt, aber nicht unbedingt für den Job geeignet sind. Der FEMA-Chef Michael Brown, der mittlerweile sein Amt niederlegte, hatte z.B. keinerlei Erfahrung im Management von Katasthrophen. Da hätte man auch mich mit meinem einen Erdbebentrainig einstellen können.

Wir werden sehen, ob aus den Fehlern bereits gelernt wurde, denn der nächste Hurrikan, nämlich "Rita", steht vor der Tür. Auf jeden Fall ließen sich die Bewohner von Houston nicht zweimal bitten, die Stadt zu verlassen, was allerdings zu einem totalen Chaos auf den Autobahnen führte. Nichts ging mehr. Es wäre vielleicht schlauer und effizienter, wenn die Leute nicht alle mit dem eigenen Auto flüchten, sondern z.B. Sammelbusse bereit gestellt würden, die zu Notunterkünften führen, denn Hotelzimmer gibt es mittlerweile auch nicht mehr. Aber mich fragt ja keiner.

Arnie schon wieder

Diese Woche offenbarte uns unser "Gouvernator" Arnold Schwarzenegger, dass er sich im November 2006 wieder zur Wahl in Kalifornien stellt. Der Mann beweist Mut, denn mittlerweile findet er nach Zeitungsberichten nur noch Zustimmung bei 34 Prozent der Bevölkerung.

Im August 2004 waren es noch stolze 65 Prozent. Schwarzenegger verdarb es sich gehörig mit den Gewerkschaften der kalifornischen Lehrer und Krankenschwestern und auch sein Vorstoß, eine Sondervolksabstimmung dieses Jahr im November durchzuführen, lässt die Kalifornier murren. Viele meinen, das ist rausgeschmissenes Geld.

Weiterhin steht Arnold auf der Abschussliste der Homosexuellen und Befürworter der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare. Das kalifornische Parlament verabschiedete nämlich Anfang September ein Gesetz ("gay marriage bill"), gleichgeschlechtliche Ehen in Kalifornien zu legalisieren. Ein historischer Moment, denn Kalifornien ist der erste Bundesstaat, indem nicht ein Gericht (siehe Massachussetts), sondern das Landesparlament entschied (Rundbrief 05/2004).

Die Freude war allerdings nur von kurzer Dauer, denn Arnie posaunte gleich, dass er von seinem Vetorecht Gebrauch machen wird, dass heißt das Gesetz nicht unterschreibt: Nur der Wähler oder die kalifornischen Gerichte verfügen seiner Meinung nach über das Mandat der Legalisierung der Homo-Ehe. Der Streit geht also weiter.

Topp-Produkt: Etymotic Kopfhoerer

Abbildung [17]: Die super Ohrhörer von Etymotic

Michael Ich habe ja in meinem Leben schon viele Kopfhörer probiert. Ist man unterwegs, stellt sich aber immer das Problem, dass Nebengeräusche den Hörgenuss trüben. Da dröhnt das Flugzeug oder rattert der Zug, und man muss den tragbaren Musikspieler weit aufdrehen, damit man überhaupt noch etwas hört. Das ist nicht nur kein Genuss mehr, sondern auch extrem schädlich für die Ohren, die so irreparabel abstumpfen. Es gibt deswegen so genannte "Noise-Cancelling"-Kopfhörer, die elektronisch ein Gegengeräusch zum Außenschall erzeugen und so statische Geräusche wie Brummen oder Dröhnen recht gut ausfiltern. Spricht allerdings während einer Zugfahrt irgendein Depp drei Sitze weiter in sein Handy, hilft auch das Noise-Cancelling nichts mehr.

Deswegen gibt es von der Firma Etymotic kleine Ohrhörer, die man nicht nur ins Ohr einlegt, sondern sich direkt in den Gehörgang hineinrammt. Weiche Dichtringe schließen so den Gehörgang hermetisch von der Außenwelt ab.

Dass man sich ein Plastikteil mit Gewalt in den Gehörgang hineinpfropft, ist natürlich ungewohnt. Aber es ist erstaunlich verträglich, und auf die Dauer viel angenehmer zu tragen als selbst ein normaler Kopfhörer, dessen Styroporpolster auf den Ohrenwatscheln aufliegen.

Die Abdichtung ist so gut, dass wirklich kein Schall von außen mehr ans Ohr dringt. Selbst wenn einen der Schaffner schon zum dritten Mal nach der Fahrkarte fragt -- keine Chance, da muss einem schon jemand auf die Schulter tippen, sonst merkt man nichts. Und weil kein störender Außenschall mehr die Musik überlagert, braucht man gar nicht weit aufzudrehen. Tiefste Bässe und höchste Höhen -- alles ist kristallklar da. Das Ganze ist natürlich nicht ganz billig, ich habe die Etymotic 6i, die kosten etwa $100. Sie sind aber wirklich jeden Cent wert. Und es gibt sogar noch teurere!

Topp-Produkt: Airborne

Abbildung [18]: Die Airborne-Medizin

Und noch ein Topp-Produkt: In den USA gibt es ja diese Hysterie vor Erkältungen. Jedem Nießer oder Schneuzer wird aus dem Weg gegangen und wer erkältet ist, sagt selbstverständlich sofort alle Verabredungen ab.

Mittlerweile hat mich die Hysterie auch erfasst, und seit ich irgendwo mal gelesen habe, dass man sich Erkältungen meist dadurch einfängt, dass man etwas bakteriengeladenes anfasst und sich dann die Augen reibt, achte ich immer peinlich genau darauf, wo meine Hände sind.

Aber manchmal muss man eben im Flugzeug neben einem rotzenden Nachbarn sitzen oder die Klimaanlage im Büro verteilt die Bakterien gleichmäßig über alle Cubicles. Für diese Situationen gibt es eine neue pflanzliche Medizin namens "Airborne", die man einnimmt, wenn man eines dieser Krisengebiete betritt oder schon die ersten Anzeichen einer Erkältung im Hals spürt.

"Airborne" wurde als Hausmittel von einer Lehrerin entwickelt, die es irgendwann satt hatte, sich ständig Erkältungen einzufangen, weil ständig ein oder mehrere Schüler krank im Unterricht saßen. Und, das Mittel wirkt erstaunlich gut. Einmal spürte ich sogar schon ein schlimmes Kratzen im Hals, und am nächsten Tag brach die Erkältung aus. Dank zügig eingenommenem "Airborne" wurde sie aber schnell abgemildert und war nach zwei Tagen schon wieder vorbei. Super-Produkt! Für ungefähr 5 Dollar bei Trader Joe's.

Neue Gimmicks im Internet

Abbildung [19]: Die neuen Google-Satelliten-Bilder: Las Vegas von oben

Neulich kam wieder was raus, da dachte ich: Schon ein Wahnsinn, in welch einer aufregenden Zeit wir leben. Die Internet-Firma Google veröffentlichte einen neuartigen Landkartenservice, mit dem man sowohl Straßenkarten als auch die zugehörigen Satellitenbilder sehen kann. Neugierig?

Dann schaut euch mal die Yahoo!-Gebäude aus 30.000 Meter Höhe an. Es gibt sogar eine Webseite, auf der die Leute Links zu Googles Satellitenbildern veröffentlichen, die besondere Sehenswürdigkeiten zeigen. Von Michael Jacksons "Neverland Ranch", über's Weiße Haus, bis zum großen Steinbogen im Arches National Park ist alles dabei.

Sogar das Haus, in dem wir wohnen kann man sehen. Das Geniale daran ist freilich, dass man direkt zur Straßenkarte umschalten kann. Wenn ihr weiter rauszoomt, seht ihr, in welcher Region von San Francisco wir wohnen. Noch weiter raus, und ihr seht, wo wir auf dem amerikanischen Kontinent zu finden sind. Das absolute Ultra ist, dass man die Landkarte mit der Maus verschieben und so in der Welt herumreisen kann. Schon schlaue Füchse, diese Googler.

Bonanza Comeback

Abbildung [20]: Die Ponderosa-Ranch liegt bei Carson City und Reno im Bundesstaat Nevada

Als neulich der TiVo im Fernsehen eine Wiederholung der von mir früher sehr geschätzten Western-Serie "Bonanza" aufschnappte, fiel mir am Beginn der Sendung eine Landkarte auf, auf der die Lage der Ponderosa-Ranch eingeblendet wurde. Ha! Die ist ja direkt bei Reno und Carson City im Bundesstaat Nevada, etwas nördlich von Las Vegas! Bestimmt sind wir schon auf einem unserer Ausflüge mit dem Auto unwissend über das Gelände gebraust.

Oh, Erinnerung! Die Hauptfiguren Ben Cartwright (Lorne Greene, gestorben 1987), Little Joe (Michael Landon, gestorben 1991) und Hoss (Dan Blocker, gestorben 1972) sind lange tot. Der Bonanza-Eintrag auf Wikipedia.org lässt alles noch einmal kurz aufleben. Wie die Zeit vergeht.

Verschollene Wahlunterlagen

Angelika Bei uns toben die Hurrikans und bei euch das Wahlchaos. Ich bin allerdings nicht daran Schuld, denn obwohl ich brav mein Wahlrecht zur Bundestagswahl in Anspruch nehmen wollte, gelang es mir nicht, meine Stimme abzugeben. Ich berichtete ja schon einmal im Rundbrief, dass man sich dazu per Antrag ins Wählerregister der Gemeinde (bei mir München) eintragen lassen muss, in der man zuletzt in Deutschland gemeldet war (Rundbrief 09/2002), und zwar für jede Wahl gesondert.

Die zuständige Behörde schickt einem dann die Briefwahlunterlagen zu. Wegen der vorgezogenen Wahl war der Zeitplan dieses Mal besonders knapp, denn die Briefwahlunterlagen gingen erst Ende August raus. Ein Brief nach San Francisco braucht aber gut und gerne fünf bis sieben Tage und dann geht ja alles nach dem Kreuzchenmachen wieder retour, denn die ausgefüllten Wahlunterlagen müssen bis 18 Uhr am Wahltag vorliegen, was in Deutschland ein Sonntag ist, an dem der Postbote bekanntlich nicht arbeitet.

Die Wahl rückte näher, nur in unserem Briefkasten herrschte gähnende Leere. Also beschloss ich, im Wahlamt im Kreisverwaltungsreferat in München anzurufen und stellte mich schon auf ein Gespräch mit einem muffeligen bayrischen Beamten ein. Aber die Frau am Telefon war äußerst nett und klärte mich über den ordnungsgemäßen Eingang meines Antrages auf und dass die sie die Wahlunterlagen an 3370 in San Francisco geschickt hätten. Leider ist unsere Hausnummer aber 3770.

In Amerika wird aber streng nach Adresse ausgetragen und nicht nach dem Namen des Adressaten, d.h. der Brief erreichte mich trotz des klitzekleinen Fehlers nicht, was im Wahlamt Erstaunen hervorrief. Die freundliche Dame versprach sich darum zu kümmern und mich zurückzurufen. Am nächsten Tag blinkte tatsächlich unser Anrufbeantworter und beim Abhören ertönte zunächst eine schrille Melodie, die wahrscheinlich auch alle die hören, die in der Telefonwarteschleife des Kreisverwaltungsreferats hängen.

Ich sollte meine Faxnummer per Telefonnummer mitteilen, woraufhin das Wahlamt einen Vordruck einer eidesstattlichen Versicherung faxen würde, worauf ich diese unterschriebe und die Wahlunterlagen dann nocheinmal losgeschickt würden. Nur gelang es mir nicht mehr, dem Wahlamt meine Faxnummer durchzugeben: Nach zweistündigem Versuch durchzukommen, gab ich entnervt auf und ging ins Bett, denn wegen der Zeitverschiebung kann man deutsche Behörden nach unserer Zeit nur immer in der Nacht anrufen.

Das Ganze hätte wahrscheinlich wegen der langen Postlaufzeiten eh nicht mehr geklappt. Sogar im zuständigen Postamt in San Francisco rief ich auf der Suche nach meinen Briefwahlunterlagen an. Die konnten mir aber auch nicht weiterhelfen und meinten nur, dass der Brief an den Absender zurückgeht (hmm!). Oder meine Unterlagen schwirren im mexikanischen Viertel "Mission" herum, denn die Hausnummer 3370 ist dort.

Grüße aus dem Haus mit der Nummer 3770:

Angelika und Michael

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Letzte Änderung: 24-Jun-2017