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  Rundbrief Nummer 148  
San Francisco, den 18.04.2023


Abbildung [1]: Vor unserem Haus hat ein im Sturm umgestürzter Baum ein Auto zermatscht.

Angelika Kalifornien ist Kummer gewohnt, wenn es um Naturkatastrophen geht. Waldbrände, Erdbeben, Dürre stehen normalerweise auf der Tagesordnung. Ein Bundesstaat, der nicht nur zu den bevölkerungsreichsten zählt, sondern auch geografisch einiges zu bieten hat. Vom Ozean über Hochgebirge, Wüste, und reiches Agrarland ist für jeden etwas dabei. Die regenarmen Winter gaben in den letzten Jahren Anlass zur Sorge, denn extreme Trockenheit führt zu ständigen Waldbränden und nicht nur während der kalifornischen Feuersaison, normalerweise im September und Oktober. Jeder sehnte sich Regen herbei und dieses Jahr gab es den zur Abwechslung im Überfluss. Das führte aber gleich wieder zu erneuten katastrophenartigen Bedingungen, nämlich zu gewaltigen Überschwemmungen, Erdrutschen, umgestürzten Bäumen, Stromausfällen und Evakuierungen.

In Kalifornien scheint sich immer alles im Extremen abzuspielen. Es war im Winter ungewöhnlich kalt, wie Michael schon in seinem Bericht über Shelter Cove erwähnte. Es schneite also nicht nur im Gebirge sondern auch in niederen Gefilden. Da der durchschnittliche kalifornische Autofahrer schon bei normalen Regenfällen überfordert ist, brach bei den Winterstürmen das Chaos aus. Die Menschen in der Bay Area wurden geradezu angefleht, sich nicht in das Skigebiet am Lake Tahoe zu begeben, was normalerweise ein beliebtes Wochenendziel ist, denn die Schneemassen führten dort zu Straßensperrungen.

Abbildung [2]: Schlamm, der vom Bernal-Hügel herunterrutschte.

Einige ganz Schlaue folgten blind Google Maps oder Waze, um diese Sperrungen zu umgehen, lernten aber ziemlich schnell, dass weder Google noch Waze wissen, welche Straßen geräumt werden und welche nicht. Die Stürme zogen sich über Monate hin. Ein Unwetter jagte das nächste seit Dezember. Viele kleinere Landstraßen entlang der Küste brachen einfach weg, und in Santa Cruz, der fröhlichen Surfer- und Studentenstadt, die 117 Kilometer südlich von San Francisco liegt, konnten die Menschen in den überfluteten Straßen kayakfahren. In höheren Lagen rund um Los Angeles in den Bergen um San Bernardino waren die dort Ansässigen wochenlang eingeschneit.

Hier in San Francisco machte uns vor allen Dingen der starke Wind zu schaffen, der mit dem Regen kam. Unzählige Bäume fielen um, weil die Wurzeln keinen Halt mehr fanden im matschigen Untergrund und der Wind teilweise riesige Bäume einfach wie Streichhölzer umpustete. Auch der gewaltige Baum vor unserer Haustür gab auf und plumpste an Silvester einfach quer über die 24te Straße. Ein parkendes Auto, das der Kellnerin im Restaurant nebenan gehörte, zermatschte der Baum unter sich. Gott sei Dank passierte nichts Schlimmeres und keiner wurde dabei verletzt. Normalerweise ist auf dem Bürgersteig vor unserer Haustür nämlich immer sehr viel los, aber da es schüttete und Silvester war, hielt sich der Fußgängerstrom in Grenzen. Und typisch für San Francisco wurde eine Go-Fund-Me-Seite ins Leben gerufen, um der Kellnerin ein neues Auto zu kaufen.

Abbildung [3]: Der Sturm bläst die Palme vor dem Haus ordentlich durch.

Ansonsten zerbrachen einige Fensterscheiben der Wolkenkratzer in Downtown San Francisco, und die Teile flogen dann aus schwindelerregender Höhe herab, was natürlich saugefährlich war. Aber wie durch ein Wunder traf es niemanden, was wahrscheinlich auch daran liegt, dass die Innenstadt von San Francisco seit Jahren immer noch wie ausgestorben ist. Man fragt sich dann schon, wie es sein kann, dass Wolkenkratzer so flimsige Fenster haben, dass diese bei einem Sturm zersplittern. Die Fenster zerbarsten nämlich nicht nur in älteren Wolkenkratzern sondern auch im relativ neuen Salesforce-Gebäude. Aber das lernte ich schon vor vielen Jahren in meinem Erdbebentraining bei den Feuerwehrleuten. Wolkenkratzer haben nur ab einem bestimmten Stockwerk Sicherheitsglas. Deshalb rieten die Ersthelfer dazu, im Falle eines Erdbebens an den Eingängen der Wolkenkratzer Schutz zu suchen, um nicht von umherfliegenden Trümmern getroffen zu werden, denn Wolkenkratzer werden angeblich besonders erdbebensicher gebaut. Ob man darauf vertrauen kann, wage ich allerdings mittlerweile zu bezweifeln.

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Letzte Änderung: 18-Apr-2023