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  Rundbrief Nummer 40  
San Francisco, den 02.06.2002


Japanisches Bad

Die Benutzung eines japanischen Bades birgt die Gefahr für den westlichen Touristen, von einem Fettnäpfchen in das nächste zu treten. Es gilt nämlich, einige wichtige Regeln zu befolgen. Japaner baden, um sich zu entspannen und nicht um sich zu säubern. Beliebteste Badezeit ist vor dem Abendessen. In japanischen Unterkünften findet der Reisende entweder Gemeinschaftsbäder (in der Regel nach Geschlechtern getrennt) oder private Bäder, beide in japanischem Stil. Damit der Platz im Gemeinschaftsbad für mehrere Personen reicht, sind die Dimensionen des badewannenähnlichen Gebildes, in das die Gäste steigen, etwas größer. Das Badewasser wird einmal am Tag frisch eingelassen und immer wieder benutzt. Der erste Fauxpas wäre also, den Stöpsel herauszuziehen, wenn man die "Badewanne" verlässt. Da viele Personen in das gleiche Badewasser steigen, das übrigens keinerlei Zusätze (weder Chlor noch Badeschaum) enthält, wäscht man sich vor dem Bad.

In Ryokan in Kyoto verfügten wir über den Luxus eines privaten japanischen Bades, das aus einer herrlich tiefen, hölzernen Badewanne, die wunderbar nach frischem Holz roch, bestand. In unserem privaten Bad übten wir also schon einmal die Benimm-Regeln, um diese bis zur Benutzung des Gemeinschaftsbades in unserer Tempelunterkunft in Koya-san zu perfektionieren. Es ist in Japan üblich, als Familie zusammen zu baden, auch wenn ein privates japanisches Bad zur Verfügung steht, das man ja durchaus alleine benützen könnte. Bei unseren gemeinsamen Bädern bangte Michael jedes Mal um die Holzwände der Badewanne. Er befürchtete, sie brächen ab, wenn wir uns zu stark dagegen lehnten. (Das Stuhllehnenproblem saß ihm wohl noch in den Knochen.)

Wie geht die Säuberungsaktion vor dem Baden vor sich? In der Regel hat das Gemeinschaftsbad einem Vorraum. Hier zieht man sich vollständig aus. Körbe stehen bereit für die Klamotten. Etwas abseits von der Badewanne befinden sich Wasserhähne, Schüsseln, kleine Hocker, Shampoo, Seife und Duschbad. Auf dem Hocker sitzend wäscht man sich mit Seife. Wichtig ist, die Seifenreste gründlichst abzuspülen, damit keine Reste ins Badewasser gelangen. Oft gibt es auch Handduschen (zu Michaels großer Freude), was die Sache mit dem Waschen sehr erleichtert. In unserer Tempelunterkunft zählte ich zu den Glücklichen, denn im Frauenbad war kein Mensch zu sehen, als ich es benutzte. Michael leisteten einige Mönche Gesellschaft. Japaner führen übrigens in der Regel ein kleines Handtuch mit sich. Keiner wäscht oder trocknet sich mit diesem ab. Es dient einzig und allein dazu, sich dezent an den einschlägigen Stellen während des Waschvorganges abzudecken. Dieses Handtuch darf auf keinen Fall ins Badewasser eingetunkt werden. Allerdings legen es sich viele Japaner auf den Kopf, wenn sie in der "Badewanne" sitzen. Das Badewasser ist extrem heiß -- so mag es der Japaner, denn nach einem anstrengenden Tag sollen sich die Muskeln entspannen.

Nach dem Baden und Abtrocknen schlüpft jeder in eine Art Bademantel ("Yukata"). Yukatas gibt es in jeder japanischen Unterkunft. Niemand stört sich daran, wenn man damit im Haus herumläuft, das Abendessen darin einnimmt oder den Bademantel als Schlafanzug benutzt. Die linke Seite des Bademantels wird über die rechte geschlagen. Ich konzentrierte mich immer sehr, dies richtig zu machen, denn rechts über links bedeutet, dass man nicht mehr unter den Lebenden weilt. Die einzige Frage, die unbeantwortet blieb: Was sollten wir unter dem Yukata tragen? Unterwäsche? T-Shirt? Socken? Kein Reiseführer beantwortete diese entscheidende Frage. Damit man nicht friert, gibt es noch eine Art Überjacke, die man über den "Yukata" ziehen kann, genannt "Tanzen".

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